Segeltörn 26.4. - 9.5.2003


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26.4.
Wir, Heidrun, Elli, Peter, Peter und ich treffen uns in Heiligenhafen zur Übernahme der gecharterten Bavaria 35.

Die beiden Paare werden auf dem Törn ihren Urlaub verbringen, ich werde am letzten Tag die praktische Prüfung für den SKS ablegen, muß also noch viel üben.

Erste Erkenntnis: Der Sport beginnt beim Beladen. Man muß sich einen Handwagen beschaffen, der zum eigenen Vercharterer gehört. Wer kein Wägelchen ergattert, schleppt Proviant und Taschen Stück für Stück den langen Steg lang zum Schiff.

Auch hier sieht man wieder die furchtbaren Auswirkungen des Dosenpfandes: Jedes zweite Schiff wird mit Weinschläuchen statt DB-Paletten beladen. Wo soll das noch hinführen? Werden wir demnächst noch "Zeit" und "Frankfurter" statt "BLÖD" lesen?

Die Übergabe ist problemlos, bis auf Kleinigkeiten ist alles in bester Ordnung. Skipper Peter ist sehr zufrieden.

Beim Bezug meiner, Koje als einziger ohne Partner habe ich sie für mich allein, muß ich fetstellen, daß schon jemand einen großen Haufen Eisen, grün gestrichen, mit der Aufschrift "Volvo-Penta" in den zweiten Schrank gestellt hat.

Da ich derjenige bin, dessen Mitbewohner die Maschine ist, werde ich zum Maschinisten ernannt und integriere die Ölkontrolle in die Morgentoilette

Die Bavaria 35 Avalon
Die dritte von links ist die "Avalon"

Der Wetterbericht sagt Wind von 6 Bft. voraus, was uns für den ersten Tag zu viel ist, wir bleiben im Hafen.

27.4.
Der Wetterbericht startet wieder mit einer Windwarnung. Da wir nicht wissen, ob sich das nochmal ändert, beschließen wir, einen kurzen Schlag nach Burgtiefe auf Fehmarn zu machen.
Wie erwartet, sind die Verhältnisse fast ideal: Bei Sonnenschein und 3-4 Bft. fahren wir durch den Fehmarnsund.

Fehmarnsund

In Burgtiefe liegen wir am Rundsteg. Daß die Saison noch nicht begonnen hat, zeigen die vielen freien Liegeplätze. Dafür haben wir auch die Duschen und Toiletten fast für uns.
Avalon

28.4.
Windwarnung - das kennen wir schon und machen uns nach Warnemünde auf.
Nach dem ganzen Navigation - Büffeln für die theoretische SKS-Prüfung bin ich begeistert, daß wir nach mehreren Stunden Steuern nach Kompass ganz genau das angesteuerte Kühlungsborn erreichen.
Weiter geht es dicht unter Land nach Warnemünde, wo wir im Yachthafen direkt neben der Hafeneinfahrt liegen.
Hier haben wir eine prima Aussicht, wenn die großen Fähren vorbeifahren.
Faehre

29.4.
Wieder schlechtes Wetter vorhergesagt - Diesmal glauben wir es und bleiben.
Zur Entschädigung testen wir die Fischbuden, die Hafeneinrichtungen (sehr sauber, sehr angenehm).
Besonders spannend ist es, die "Hochseefahrt" zu beobachten. Während der gesamten Dauer von ca. 1 Stunde bleibt der Ausflugsdampfer in Sicht! Dafür hört man nach ein paar Minuten die Bordmusik nicht mehr.

30.4.
Ob es heute morgen eine Windwarnung gab, weiß ich nicht mehr. Wir laufen aus. Als "Trainee" fahre ich mein erstes Ablegemanöver mit "Eindampfen in die Spring" und rückwärts aus der Ausfahrt.
Der Wind dreht mich aber soweit herum, daß ich wende und vorwärts ausfahre. Puh, das war Streß!
Skipper Peter ist dennoch zufrieden: Es ist nichts kaputtgegangen!
Weiter geht es mit Kurs NNE zur Spitze des Darß'. Hier beobachten wir, wie die Küstenwache ein Schlauchboot aussetzt, dessen zwei Mann Besatzung an Bord einer westwärts fahrenden Segelyacht gehen.
Sinn der Aktion wird uns nicht klar, einen Anruf der Yacht auf Kanal 16 hätten wir gehört.
Weiter gehts mit östlichem Kurs Richtung Hiddensee.
Es fängt an zu regnen, so daß ich mir Peters Südwester ausleihe. Sieht zwar etwas Panne aus, aber er hält schön warm.
Suedwester
Vor Hiddensee ändern wir auf Süd und fahren unter Motor durch die engen Fahrrinnen nach Stralsund, wo wir gegen 21:30 anlegen.
Die Schwimmstege sind so glatt, daß ich mich erstmal auf den Allerwertesten setze und mit viel Glück nicht baden gehe.

1.5.
Wir werden durch Kanonenschüsse geweckt! Kann das sein? Die übertönen glatt die vielen dutzend Angler an der Hafenmole. Es kann! Ein Grüppchen Menschen in weißen Uniformen feuert eine alte Kanone ab, lädt sie wieder auf den Anhänger und fährt weg. Was es nicht alles gibt.
Tag der Arbeit - wir bleiben.

2.5.
Genug gefaulenzt! Gegen 9:00 sind wir durch die Ziegelgrabenbrücke,
Ziegelgrabenbruecke
setzen Segel und fahren durch Strelasund und Greifswälder Bodden nach Wyck (eine Brücke reicht und Wyck macht einen guten Eindruck auf uns).
Unterwegs übe ich "Boje über Bord"-Manöver und fahre ein paar Halsen. Ist auch nicht viel anders als auf der Jolle, der Unterschied ist, daß alles langsamer geht und der Mann am Steuer die wenigste Arbeit hat. Dafür dürfen die Anderen an den Winschen schwitzen.
Das Manöver "Beidrehen/Beiliegen" wird zu ausgiebigem Toilettengang und Neubefüllung mit ein paar Snacks und Getränken genutzt.
In Wyck lege ich das erste Mal in einer Box an. Die Bedingungen sind ideal: Schwacher Wind von vorn, gute Mannschaft, Puls bleibt unter 150....
In Wyck werden erstmal die Fischbuden getestet (1a, der beste Matjes der Reise), dann wird der Abend verbummelt.
Wyck

3.5.
Soso, DP07 warnt wieder. Diesmal klingt es, als würde es wirklich Starkwind geben.
Nach kurzer Konferenz entschließen wir uns, Richtung Sassnitz aufzubrechen. Peter meint, wir müssten das Seegatt am Ende des Greifswälder Boddens passiert haben, bevor die 6-7 Bft. erreicht sind. Danach wäre genug Tiefe, damit die Wellen nicht unangenehm werden.
Wir starten bei kräftigem Wind und fahren mit gerefften Segeln, Westen und Lifebelts los. Nachdem wir den Boden verlassen haben, erwischt es uns richtig: 7 Bft., in Böen 9. Da wir die Fock vorher schon eingerollt hatten, bereitet das Wetter keine Schwierigkeiten. Nur Elli und mich erwischt die Seekrankheit, die sich bei mir erst etwas legt, als ich selbst steuere.
Ab da ist es auch für mich ein Riesenspaß, es mit halbem Wind und 8-9 kn Fahrt mal richtig krachen zu lassen. Dafür würde ich die Übelkeit immer wieder in Kauf nehmen!
Kurz vor Sassnitz wird das Groß eingeholt und wir motoren in den Hafen.
Nach uns kommen noch ein paar weitere Segelyachten in den Hafen, deren Besatzungen man ansieht, daß man Spaß hatte, aber doch froh ist, daß man am Ziel ist.
Hier ist der Schwell so stark, daß die Avalon sich bewegt, als wären wir bei mäßigem Wetter unter Segeln.
Aber erschöpft wie wir sind, können wir dennoch gut schlafen.

4.5.
Der Wind hat nachgelassen, der Schwell ist geblieben. Da wir annehmen, daß wir, statt uns am Steg durchschütteln zu lassen, auch fahren können, machen wir uns auf den Weg nach Vitte auf Hiddensee.
An der Nordseite von Rügen passieren wir die schönen Kreidefelsen.
Kreide
Auf halbem Weg schläft der Wind ein und wir müssen den Motor starten.

Die Ansteuerung des privaten Yachthafens in Vitte gleicht eher einer Fahrt mit dem LKW durch enge Straßen, als einem Segeltörn. Unter Motor fahren wir mit der Karte in der Hand durch die engen Fahrwasser, neben denen die Schwäne im Wasser stehen.
Auf dem letzten Stück, in der Anfahrt auf den Hafen, verliere ich etwas die Übersicht, und lerne, daß 1,10m auf dem Echolot trotz 1,45m Tiefgang noch immer ausreicht. Das war etwas knapp!
Dafür klappt der Anleger schon besser, keine Beulen, Puls unter 130...
Vitte
Neue Erkenntnis: Bisher fragte ich mich, wozu es spezielle Armbanduhren für Segler gibt.
Nach der Dusche (1¤/3Min.) wird es mir klar: Mit der Stoppuhr kann man sich die verbleibende Duschzeit anzeigen lassen und muß nicht nackt und eingeseift durch den Hafen laufen und "Hast Du mal 'nen Euro" betteln.

5.5.
Wir verlassen Vitte auf dem Weg, den wir gekommen sind und nehmen Kurs auf Warnemünde.
Kurz vor Warnemünde begrüßt uns ein auslaufender, riesiger, neuer Frachter, der mit heftigem Tuten die Segler verscheucht, die unbedingt noch vor seinem Bug durchfahren müssen.
Gegen Abend erleben wir über Funk einen "Mayday"-Ruf. Ein Boot wurde kieloben nahe Boltenhagen gesichtet. Mit Spannung (und Sorge) verfolgen wir die Aktion. Der Hubschrauber überfliegt uns in geringer Höhe.
Nach etwa einer Stunde wird ein Schlauchboot gesichtet, indem sich anscheinend die Besatzung des gekenterten Bootes befindet. Alles ist erleichtert.
Nach dem glücklichen Ausgang der Sache bleibt ein angenehmes Gefühl, wie gut eine solche Aktion funktioniert.

6.5.
Nach dem Auslaufen übe ich ein paar "Boje über Bord"-Manöver unter Maschine. Bein dritten Versuch klappt das "Bremsen ohne Bremse" auch ganz gut.
Wir setzen die Segel und nehmen Kurs auf Timmendorf.
Als der Hafen von Timmendorf in Sicht kommt, blamiere ich mich mit der Bemerkung "Ich dachte, das berühmte Timmendorf ist viel größer." und lerne, daß Timmendorf/Poel, das wir gerade ansteuern, nicht das Timmendorf ist. Naja, wieder was gelernt.
Dafür ist Timmendorf/Poel klein aber fein. Wie fein, lernen wir, als wir Liegegebühr, Duschmarken und Kurtaxe bezahlen. Weiter geht es mit 30¢ Toilettengebühr.
Den Grund dafür, daß erst die achte Steckdose das Schiff mit Strom versorgt und in der Nacht selbigen wieder abschaltet, ist natürlich, daß wir übersehen haben, daß man für 2 KWh 50¢ einzuwerfen hat.
Abends gehen wir Essen, Dorsch für alle außer Elli, die Lachs vorzieht.
Timmendorf

7.5.
Interessiert beobachten wir am nächsten Morgen, wie zwei Menschen mit Hochdruckreinigern versuchen, Strom zum Reingen der Stege zu finden. Denen hatte anscheinend auch niemand gesagt, daß sie ihren Strom mitbringen müssen oder gefälligst selbst zu bezahlen haben. Die Arbeiten gehen sehr langsam voran, im Oktober müssten sie aber fertig sein...

Damit wir nicht am Ende noch das Schiff verpfänden müssen, machen wir uns auf den Weg nach Fehmarn.
Hier passieren wir eine vielbefahrene Fährroute. Das queren kommt mir vor, als müssten wir mit einem Fahrrad eine Autobahn kreuzen. Aber mit ein wenig Aufpassen gibt es keinen Stress.
Faehre-nah
Am Nachmittag erreichen wir wieder Burgtiefe/Fehmarn. Das Ankern zwecks Übung funktioniert auch gut, wieder müssen die anderen arbeiten (Keine Ankerwinsch) während ich Kommandos gebe.

Die Saison hat begonnen, es ist wesentlich voller als beim ersten Besuch. Hier soll ich mich bei einer anderen Gruppe melden, mit denen ich am nächsten Tag noch etwas üben will, denn die Prüfung wird auf deren Schiff durchgeführt

8.5.
Morgens gehe ich auf das Ausbildungs- und Prüfungsschiff des SKS-Kurses bei der VHS Hohenlimburg. Der Salon der Sunbeam 39 kommt mir riesig vor, im Vergleich zur Bavaria 35.
Wir fahren bis zum Nachmittag Manöver. Die Flaute wird durch plötzlich einsetzenden Wind mit Böen um 7Bft. abgelöst. Schnell wird gerefft und noch etwas "Spaßgesegelt", bis alle Segel geborgen werden und wir in den Hafen zurückfahren.
Hier üben wir noch "Anlegen am Steg mit Eindampfen in die Spring". Das wird etwas knifflig, bei frischem auflandigem Wind.

9.5.
Prüfungstag.
Pruefung
Vier Yachten treffen sich am "DSV-Steg" im Päckchen. Es wird eng, da nur zwei Prüfer etwa 30 Kandidaten prüfen müssen. Es wird abgesprochen, daß zunächst auf zwei Schiffen geprüft wird. Dann gehen diese vor Anker und die Prüfer steigen um.
Da wir das zweite Schiff sind, üben wir noch ein paar Manöver, da noch nicht alle Prüflinge diese Yacht gesteuert haben.

Wir gehen längsseits und der Prüfer steigt zu uns über.

Dank der guten Vorbereitung bestehen alle und nehmen ihren neuen Schein in Empfang.

Da die Avalon heute abgegeben werden muß, ist sie schon nach Heiligenhafen unterwegs und ich nutze die Zeit, bis ich abgeholt werde, mit den anderen ein wenig zu feiern.

Damit endet mein zweiter Törn mit einem erfreulichen Abschluß.

Es war wieder sehr schön. Wir hatten alles, was man braucht: Eine nette Crew, einen prima Skipper, ein sehr ordentliches Schiff Sonne, Regen, Starkwind, Flaute (braucht man ja eigentlich nicht) und eine bestandene Prüfung.
11.5.2003
Falk Willberg